hauskreis4

Sonnenuntergang1

 


Gemeinde nach dem Neuen Bund
von Ralf Helsper

Madeira_Haus_gr (Small)

Gemeinde nach dem Neuen Bund

Foto: RH

 1. Einleitung:

Im Alten Bund wurde schon von der Gemeinde oder Versammlung Gottes gesprochen (2. Mo 12, 3.6.16 .47; 16, 2.3; Josua 22, 16f; Ps 35, 18; 74, 2; Joel 2, 16 u.v.a.).
Dabei war Israel angesprochen, das von Gott selbst angeführt wurde (Theokratie). Man könnte sagen, Religion und Politik existierten miteinander und nicht getrennt voneinander.

 Im Neuen Bund zeigt sich nun ein ganz anderes Bild der Gläubigen: Durch Jesus Christus, der den Alten Bund erfüllte und den Neuen Bund besiegelte, sollte es eine ganz andere Struktur, Form und Funktion der Gemeinde oder Versammlung Gottes geben!
Das Wort Kirche stammt von kyrios ab, was soviel wie "dem Herrn zugehörig" bedeutet = also die wahren (Christus) Gläubigen allein gehören zur Kirche, besser Versammlung Gottes. In diesem Sinne ist auch die Verheißung von Jesus Christus an uns zu verstehen: " Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. " (Mt 16, 18 ) 

Im Alten Bund zeigte sich folgende -
Struktur und Form: Theokratie, durch Gott direkt geleitet (z.B. durch Offenbarungen, Zeichen und Wunder); später durch Mose, die Leviten, Richter, Propheten und Könige (an)geleitetes Gottesvolk.
Funktion: Befolgen der 10 Gebote Gottes (später auf 613 Gesetze erweiterte Ansammlung), Licht für die Heiden sein, die auf den kommenden Messias verheißene Ankunft wachhalten. 

Was bedeutet nun der Neue Bund (NB) an für sich, für uns und unsere Beziehung zum Herrn? 

1.1 der Neue Bund: 

Dieser NB wurde schon in Jeremia angekündigt: "Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloß an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der Herr.  Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein;  und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den Herrn!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der Herr; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!" (Jer 31, 31-34)
Im Hebräerbrief wurde nun der NB als besiegelt dargestellt:  "Nun aber hat er einen um so erhabeneren Dienst erlangt, als er auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund von besseren Verheißungen festgesetzt wurde.  Denn wenn jener erste [Bund] tadellos gewesen wäre, so wäre nicht Raum für einen zweiten gesucht worden. Denn er tadelt doch, indem er zu ihnen spricht: »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde;  nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten zu führen — denn sie sind nicht in meinem Bund geblieben, und ich ließ sie gehen, spricht der Herr —,sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will ihnen meine Gesetze in den Sinn geben und sie in ihre Herzen schreiben; und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn es werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen; denn ich werde gnädig sein gegen ihre Ungerechtigkeiten, und an ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken.« Indem er sagt: »Einen neuen«, hat er den ersten [Bund] für veraltet erklärt; was aber veraltet ist und sich überlebt hat, das wird bald verschwinden." (Hebr 8, 6-13; vgl. Gal 4, 21- 5, 1). Mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem 70 n.Chr. war der AB auch sichtbar beendet; mit der weltweiten Zerstreuung der Juden alle religiöse Ausübung nach der Vorgabe des AB.
Es existiert also seit Pfingsten ein NB, der auch als junger/neuer Wein beschrieben wurde, der in neue Schläuche gefüllt wird! (Luk 5, 38-39)
Dieser neue Wein steht sinnbildlich für den NB; Jesus Christus hat sein Blut für uns vergossen und in Gedenken daran trinken wir beim Abendmahl Wein (Luk 22, 14-20).
Der AB zeigte sich durch äußere Dinge wie Tempel, Priester, Kleidung, Opfer u.a., also Sichtbares, Stoffliches, Vergängliches. Der NB steht dem absolut entgegen (Gal 3, 24-30; der Hebräerbrief) !! Die Judenchristen hatten mit dem Übergang vom Alten zum Neuen Bund sehr zu kämpfen (s.Galaterbrief; Hebräerbrief), wir Christen stehen dem oft in nichts nach. Wie sehr klammern wir uns an stoffliche, vergängliche Dinge und erkennen geistliche Tatsachen nicht. 

Wie sieht oder sollte nun die Struktur, Form und Funktion der Versammlung nach dem Neuen Bund ausehen?
Was bedeutet dies für uns persönlich, für unser Glaubensleben und unsere Beziehung zum Herrn? 

 

1.2 der Leib Christi: 

Die eigentliche Bezeichnung für die Versammlung ist das Wort  ekklesia,welches "Herausgerufene" bedeutet. Es ist ein ganz normaler Ausdruck für eine Bürgerversammlung, die zu damaligen Zeiten auf dem Marktplatz einberufen wurde, um den Bewohnern Neuigkeiten mitzuteilen und Dialoge zu führen. Also ganz und gar kein "geistlicher" Begriff, sondern einer, der aus dem Alltagsleben genommen ist!
Struktur: Eine Versammlung von Christen wird fast immer mit Familienbegriffen beschrieben = Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Sohn, Knecht (Sklave), Hausgenossen, Leib, Braut usw..
In den ersten 3 Jahrhunderten trafen sich Christen in Hausgemeinden, mit ca. 12-20, höchstens ca. 40 Gliedern! Es war den Menschen bekannt, das Christen im Gegensatz zu allen Religionen keine sakralen Gebäude, Priester oder Opfergaben hatten!
Gott wohnt nicht in Tempeln (Apg 7, 48) ;  Ekklesia bezieht sich im NT immer auf eine Versammlung von Menschen, nicht auf einen Ort. Erst durch Konstantin (im 4. Jahrh.) änderte sich die Situation grundlegend. Und diese finden wir bis heute größtenteils vor: Besondere (sakrale o. heilige?!) Gebäude mit hauptamtlichen Leitern (Klerus ?!).
Im NT bezieht sich der Begriff Tempel auf Christus (Joh 1, 14; 2, 19-21) oder auf die Versammlung bzw. die Gläubigen (2. Kor 5,1; 6, 16; Eph 2, 19-22; 1. Tim 3, 15; Heb 3, 6-9), nicht auf ein Gebäude aus Stein und Mörtel sondern aus lebendigen Steinen (1. Petr 2, 4-5)!
Der manchmal vorgebrachte Appell, "Kommt in unsere Veranstaltungen, um Gemeinschaft zu haben", zeigt das Dilemma eines Teils der westlichen Christenheit: In einer Veranstaltung ist man passiv und denkt eher an eine Theater, Kino oder Sportaufführung. Tatsächliche Gemeinschaft in Dialogform ist sehr erschwert, es herrscht ein Monolog vor.
Das Volk Gottes ist nicht mehr auf das Land Israel beschränkt sondern universal und überall anzutreffen (Mt . 28, 18-20; Joh 4, 19-24; Off 19, 1.6).
Es ist ein freies Volk (Röm. 7, 6; Hebr. 8, 10-13), dessen Mittler Jesus Christus ist (Gal. 3, 19; 1. Tim. 2, 5; Hebr 8, 6; 9, 15). Dies bedeutet, das wir nicht mehr auf Mittler wie Priester oder hauptamtliche Leiter (Papst, Bischöfe etc.) angewiesen sind - der Priesterdienst des AB ist dem allgemeinen Priestertum des NB gewichen (1. Petr 2, 5.9; Off 1, 6; 5, 10; 20, 6) . Jeder Christ ist ein Priester, der dem Herrn geistliche Opfer (Liebe, Demut, Vergebung, Gastfreundschaft usw.) bringt! Was sollen da besondere Rituale, manche Traditionen, ein sog. Klerus? Übrigens ist der Klerus dafür verantwortlich, das Gemeinden in eine 2-Klassen Gesellschaft eingeteilt sind. Es ist warsch. die Lehre der Nikolaiten (Volksbeherrscher), die Jesus und die Gemeinde in Ephesus so haßten (Off 2, 6.15). Ein besonderer Herrscher war Diotrephes (3 Joh 9-10), der die Gemeinde unterdrückte. Dabei sagten die Apostel zu den ersten Christen: "Nicht daß wir Herren sein wollten über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr steht fest im Glauben." (2. Kor 1, 24 ).  “Die Frage „Wie rüsten wir die Laien zu?“ stellte sich erst, als die institutionelle Kirche sie zu einer separaten christlichen Klasse machte.“ ¹  In der S2000 Übersetzung wird bez. Apg 4,13 zu „Laien“ folgende Erklärung gegeben: d.h. unkundige, einfache Menschen. Diese einfachen Leute erschütterten allerdings den Erdkreis und wurden als Sekte bezeichnet, was sie nicht sonderlich belastete (Apg 17, 6; 24, 5).
Im NB werden stets Dienste und Funktionen betont, nicht Ämter und Titel wie es manche (ökumenischen) Bibelübersetzungen suggerieren, z.B. mit dem Begriffen Bischof oder Amt. Selbst die Apostel (!) sind nicht als autoritäre Leiter oder gar Beherrscher aufgetreten. In den Briefen an bestimmte Gemeinden, die verschiedene Probleme zu bewältigen hatten, schreibt Paulus ungefähr 130 mal an die Versammlungen im allgemeinen (also jeder ist direkt angesprochen), ca. 5 mal an Älteste (meist ältere reife Gläubige, die als solche anerkannt wurden) und nur 1 mal an Hirten, wobei dieses Wort in der Mehrzahl steht (Eph 4, 11). Das Haupt der Versammlung ist Jesus Christus, nicht ein Mensch (1.Kor 11, 3; Eph 1, 22; 4, 15; 5, 23; Kol 1, 18; 2, 10; Off 1, 14)!!
Jeder Christ ist direkt mit Jesus verbunden, IHM unterstellt (1. Kor 11, 3; Gal 3, 28).
Schon die damaligen Zeitgenossen wunderten sich über die Leute des Weges: "Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und inne wurden, daß es ungelehrte und ungebildete Leute seien, verwunderten sie sich; und sie erkannten sie, daß sie mit Jesu gewesen waren." ( Apg 4, 13 n. Elb 1905; U=RH).
Ebenso dachten sie über Jesus: „..die Juden verwunderten sich und sprachen: Woher kennt dieser die Schriften? Er hat doch nicht studiert!“ (Joh 7, 15). Kommt uns diese Denkweise bekannt vor? Müssen wir alle Pastoren oder Theologen werden, um die Bibel zu verstehen?
Funktion: Christen kommen zusammen, um einander zu Liebe und guten Werken anzuspornen und den Herrn (dadurch) anzubeten (1. Kor. 12, 12-26; Heb 10, 24-25). Grundlage ist immer sein Leiden, Sterben, Auferstehung und Wirken sowie sein irrtumsloses Wort! Jesus Christus ist HERR, sonst keiner!
Er hat uns Gaben geschenkt, wobei dem mit den geringsten Gaben die höchste Ehre erwiesen werden sollte (1. Kor 12, 23).
Das Erkennungszeichen der Versammlung ist also die Liebe (Joh 13, 35; Gal 5, 13-14; 6, 2; Phil 2, 3), die durch Ausübung der geistlichen Gaben und umeinander sorgen tätig wird. Das hat in den ersten Jahrhunderten das Umfeld der Christen deutlich gesehen und gespürt! Und dadurch und durch die Struktur der Hausgemeinden erfolgte die Mission in alle Kreise hinein. Immer wurde Jesus gelobt und groß gemacht.
Der Redner Aristides beschreibt Christen im 2.Jahrh. folgendermaßen: „Die Christen kennen Gott und vertrauen ihm. Sie vergeben denjenigen, die sie unterdrücken, und machen sie zu Freunden. Sie tun ihren Feinden Gutes. Ihre Frauen halten die Ehe rein; ihre Töchter sind sittsam. Sie lieben einander.Sie weigern sich nicht, den Witwen zu helfen.Wenn sie einen Fremden sehen, nehmen sie ihn auf und freuen sich über ihn wie über einen Bruder. Wenn jemand unter ihnen arm oder bedürftig ist, dann fasten sie zwei oder drei Tage, um ihn mit dem Nötigen versehen zu können. Sie gehorchen den Geboten ihres Messias gewissenhaft. Jeden Morgen und zu jeder Stunde loben und danken sie Gott für seine Güte. Alles Schöne in der Welt rührt von ihnen her. Aber sie reden nicht öffentlich von ihren guten Taten, sondern nehmen sich in acht, dass sie von niemandem bemerkt werden. Das ist in der Tat ein neues Volk, und es ist etwas Göttliches an ihnen.“ ²
Wünschen wir uns nicht auch, das der Herr uns zu solch` einem Menschen umwandelt?
Konfessionen können diesbezüglich durch sehr ausgeprägte Dogmen und Bekenntnisse kontraproduktiv wirken, wobei Gott trotz falscher Strukturen und Missbrauch geistlicher Gaben Segen schenken kann, bei jedem Christen.
Der Herr ist manchmal barmherziger als wir Christen! Auch sind ausgeklügelte Programme, rhetorische Überredungskünste oder gar ein anderes Evangelium ein schlechter Ersatz für wahrhaftiges geistliches Leben (2. Kor 11, 1-21; Gal 1, 6-8; Eph 5, 10-14).
Versammlungen im NT waren stets autonom, die Glieder haben jedoch zu allen anderen Christen persönliche Beziehungen gerne gepflegt. Bünde und Organisationen gab es nicht. Irrlehren gehen aber oft von großen Organisationen aus, da nur wenige Menschen über das Wohl der vielen Gläubigen Einfluss nehmen. "Klingt Satan sich ein", nimmt er diese Leiter ins Visier. Eine autonome Versammlung ist viel schwieriger zu verführen! Wenn zwei oder drei Christen sich im Namen Jesu versammeln, ist Jesus unter ihnen und man darf von einer Versammlung sprechen. (Mt 18, 19-20) . In Verfolgungszeiten ist die einfache Struktur einer Hausgemeinde wesentlich widerstandsfähiger als eine stark organisierte und institutionelle Gemeinde/Kirche!
In den ersten Jhd. waren viele Sklaven Christen. Durch die anpassungsfähige Struktur der Versammlungen konnten sie Beziehungen und Besuche aufrecht erhalten. Heute gibt es immer mehr Christen (u. andere), die länger arbeiten und Schichtarbeit verrichten müssen und daher durch die starre Struktur vieler Gemeinden diesbezüglich Schwierigkeiten haben. 

 

1.3 Folgerungen für uns: 

Für uns stellt die augenblickliche und eigentlich schon sehr lang vorhandene Tradition der Christenheit ein grundsätzliches Problem dar. Was wir in China an den Christen bewundern, hat eine interessante Vorgeschichte: In der Periode der kommunistischen Machtergreifung ahnten einige Christen nichts Gutes auf die Gemeinde Jesu zukommen. So nahm man die Struktur der neutestamentlichen Hausgemeinden an. Diese sind mit dem Evangelium in alle Kreise vorgedrungen, während die verstaatlichte "Drei-Selbst -Bewegung" von Spitzeln unterwandert ist und nicht als Versammlung des NB wirken kann, bzw. nur verhalten. Eine Hausgemeinde ist für jeden Einzelnen und das Umfeld die wirkungsvollste Struktur. Eine durch und durch organisierte Struktur macht dagegen den Einzelnen passiv und vielleicht sogar zum Heuchler, der sich hinter der Struktur und hinter der gegebenen Anonymität versteckt.
Es ist wichtig von den falschen Wegen Israels zu lernen: Schon Mose wünschte sich (und es war auch Gottes Wunsch), daß alle im Volk weissagen und sich vom Geist erfüllen lassen sollten, also Priester und Propheten wären (4. Mo 11, 26-29; vgl. 1. Petr 2, 5.9)! Aber Israel schaute auf menschliche Führer und wollte aus Furcht nicht direkt zu Gott kommen. Später setzten sie gegen Gottes ausdrücklichen Wunsch Könige ein; die meisten von ihnen waren gottlos und die Konsequenzen tragisch (s. 1. Sam 8 )!  Dies wurde mit langjähriger Untreue gegenüber Gott gleichgesetzt. Gott wollte doch ihr einziger König sein! Sehen wir viele Parallelen in der Kirchen bzw. manche in der Gemeindegeschichte?
Oft schauen wir aufs Äußere: Häuser, Klerus, Kleidung, Programme, Bünde, Ökumene, Bekenntnisse, Rituale, Traditionen. Anstatt Menschen in unsere Häuser einzuladen, bauen wir ("heilige"?) Häuser und laden dorthin ein. Wohin geht ein Interessierter und Nichtchrist eher? Was macht am wenigsten "Umstände"? Wen wollen wir erreichen? Wie ernst ist es uns mit der Jüngerschaft, Mission und der Barmherzigkeit gegenüber den Verlorenen? Es ist sicher nicht „verboten“, ein einfaches Versammlungshaus zu bauen oder zu erwerben. Was aber sehen wir in ihm, was bedeutet es für die geistliche Ausrichtung der Gemeinde? - Oft gehen damit große Probleme einher! Eine flache Versammlungsstruktur und das einfache (nicht oberflächige!) Evangelium sind das eigentliche Herz des geistlichen Lebens! Durch die (frei)-kirchlichen Strukturen schauen wir oft nicht auf dieses Herz - es ist uns die Sicht darauf versperrt. Entdecken wir doch die Versammlung nach dem NB! Fragen wir das NT, was es über den Gemeindebau wirklich sagt.
Wo man sich als Christ von Gott hingestellt weiß, muß jeder Gläubige selbst erforschen und entscheiden. Wer sich in seiner jetzigen geistlichen Heimat am richtigen Platz sieht, sollte dort (erst einmal) bleiben, aber offen sein für neue Erkenntnisse aus Gottes Wort und den Zeichen der Zeit. Nur sollte keiner sich wieder in eine Knechtschaft begeben, besonders durch Gesetzeslehrer (vgl. 2. Kor 11, 20; Gal 2, 4-5; 3, 2f; 5, 1). 

 

1.4 „Problemstellen“ im NT: 

1.4.1 "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert." (Lk 10, 7) 

Damit wird argumentiert, das einem hauptamtlicher Leiter  eine Bezahlung seitens der Gemeindemitglieder zusteht.
Oft wird noch die Zahlung des Zehnten als Argument angeführt.³
Da wir alle Priester sind, können wir nicht mehr vom Bezahlen und Unterhalt des alttestamentlichen Priestertums (Leviten) ausgehen - wir müßten uns alle gegenseitig bezahlen; außerdem gab es 4 verschiedene Zehnte! (s. Artikel Christ und Zehnter)
Die nachstehenden Verse (s. Lk 10, 7; 1. Tim 5, 17-18; 1. Kor 9, 17-18 ) sprechen von Jüngern Jesu, Ältesten und Aposteln, nicht von (bezahlten) Pastoren. Das griechische Wort für "Lohnes wert" bedeutet eher Respekt oder Ehre erweisen. Paulus sagt in Apg 20, 33-35, das er kein Geld beansprucht, für seine Bedürfnisse mit eigener Arbeit (als Zeltmacher) selbst sorgt und dies auch den Ältesten so empfiehlt!! So bleibt auch Geld übrig für die Bedürftigen, die Gott in seinem Wort immer wieder in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stellt. Als Apostel hatte Paulus Anrecht auf eine finanzielle Unterstützung, lehnte diese aber immer wieder ab und gibt uns allen damit ein großes Beispiel ( 1.Kor 9, 14-18; 2.Kor 11, 7-9; 12, 13-18; 1.Thess 2, 6-9; 2.Thess 3, 8-9). Oft wurden den Aposteln, Evangelisten und Christen Gastfreundschaft gewährt und ihnen Naturalien (Lebensmittel z.B.) mitgegeben. Eine freiwillige Zahlung ist also möglich, einen Zwang aber daraus zu machen, widerspricht den Aussagen des NT.

1.4.2 "Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen-und dafür müssen sie Rechenschaft geben…" (Hebr 13, 17) 

Dieser Vers wird oft als geistiger Schlagstock gebraucht. Manche Leiter erkennen das allgemeine Priestertum (theoretisch) an, um dann ihre Autorität mit diesem Vers zu bekräftigen. Leider ist auch der geistliche Mißbrauch immer verbreiterter geworden-offensichtlich ein Tabuthema unter Evangelikalen! Geistliche Vollmacht hat aber grundsätzlich nur derjenige, der die apostolische Lehre weitergibt, also das irrtumslose Wort bewahrt. Die Apostel und Propheten mit Jesus als Eckstein sind das Fundament der Versammlung Gottes (Eph 2, 20).
Der o.g. Vers darf sinngemäß mit,  "laßt euch von denen überzeugen, die reifer in Christus sind, als ihr selbst", übersetzt werden. Das steht in Einklang mit dem Vers 7 aus dem gleichen Kapitel 13 und den Aussagen Jesu in Mk 10, 25-28: "Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wißt, daß die Fürsten der Heidenvölker sie unterdrücken und daß die Großen Gewalt über sie ausüben. Unter euch aber soll es nicht so sein; sondern wer unter euch groß werden will, der sei euer Diener, und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele." An anderer Stelle sagte er zu den Jüngern: "..ihr sollt euch nicht Rabbi (Vater,V.9; Meister, V.10) nennen lassen; denn einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder." (Mt 23, 8 n. Lu 12/98; s. auch V. 9-12). Hat unser Herr das so gemeint? Ja, Jesus Christus, die Apostel und ersten Christen sowie viele Geschwister aus den ersten Jahrhunderten und heute aus Ländern wie China, Iran u.a. lehren keine Hierachie oder Zwei-Klassengesellschaft (Klerus-Laien) in der Gemeinde Jesu! Speziell im Westen ist dies leider ein Merkmal vieler (Frei)-Kirchen, Gemeinschaften und insbesondere religiöser Sekten.
Hierachie darf kein Wesensmerkmal einer neutestamentlichen Versammlung sein! Diese stammt vielmehr von Griechen, Römern und andern Völkern ab.
Die Propheten weissagen falsch, und die Priester herrschen mit ihrer Unterstützung; und mein Volk liebt es so! Was wollt ihr aber tun, wenn das Ende von [all] dem kommt? (Jer 5, 31; vgl. 2. Kor 11). 

Nicht daß wir Herren sind über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr steht im Glauben. (2. Kor 1, 24 n. Lu 12/98)). Das sagten die Apostel von sich! 

 

1.4.3 "..laßt uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen,..“ (Hebr 10, 24-25) 

In diesem Vers fällt die enge Verbundenheit der Christen auf (achtgeben, anspornen, ermahnen=trösten, ermuntern, korrigieren). Diese Gemeinschaft ist in einer Hausgemeinde, weniger in einer institutionellen Gemeinde möglich. Verlässt man diese (institutionelle) Gemeinde (als sog. Mitarbeiter), merkt man oft schnell, das alle Kontakte abbrechen, da keine tiefgehenden Beziehungen vorhanden waren. Leben wir in solch einer Gemeinschaft?
Wenn nun ein Christ diese enge Gemeinschaft verließ, deutet es auf ein Verlassen des Glaubens hin. Es ist nicht unbedingt mit dem Verlassen einer konfessionellen Gemeinde zu vergleichen, wo möglicherweise anderes im Vordergrund steht: Hierachie, Konfession, Tradition, Lehrstreitigkeiten, Passivität eines (größeren) Teils der Gemeinde etc.. 

1.5 Vorteile einer Hausgemeinde: 

- Wesensmerkmale der NT-Gemeinde, wobei nicht alles (z.B. kulturelle Eigenheiten) aus dem 1. Jahrh. kopiert werden kann. Jesus möchte sichtbar, nach seinem Wesen, in seinem Leib/seiner Versammlung wirken!
- Miteinander (ca. 58 mal im NT, z.B. Eph 5, 19-21; Kol 3, 16f ), Leben und Wachsen im Glauben möglich und segensvoll für jeden Einzelnen und die Versammlung als Ganzes.
- Irrlehren durch Gemeindeverbünde o.ä. nicht so einfach möglich. Jede Versammlung hat alles, was Gott für sie vorgesehen hat - ein neidischer Blick auf andere ist unnötig/unsinnig.
- Jeder einzelne darf und sollte sich mit seinem Leben, seinen geschenkten Gaben einbringen.
- In Verfolgungszeiten bewährt sich oft die flache und einfache nichtinstitutionelle Struktur der Versammlung, s. die ersten Jahrhunderte der Christenheit und die Erfahrungen der Christen in China, dem Nahen Osten, Afrika u.a. Ländern.
-  Zielsetzung: „..sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten.“(Apg 2, 42) . Der Puritaner John Owen sagte zur Gemeinde des ersten Jahrhunderts: „Damals war jede Gemeinde ein Theologisches Seminar. Dort erfolgte die Vorbereitung und Zurüstung.“ ⁴ 

 

1.6 Nachteile einer Hausgemeinde: 

-  Äußere Symbole (Priester, Gebäude, Kleider, pragmatische Programme, manche Traditionen u.a.) fallen weg - man fühlt sich evtl. ungeschützt.
- Darauf acht geben, das nicht ein "Club der Enttäuschten" entsteht, wo das Negative i.d. Christenheit und eigene schmerzliche Erlebnisse im Mittelpunkt stehen. Das wäre schädlich und würde nicht zum geistlichen Wachstum der Gläubigen führen!
- Zwischenmenschliche Konflikte sind eher möglich, da man enger miteinander verbunden ist als üblicherweise gewohnt. ⁵
- Das Leben wird flexibler, abwechslungsreicher. Wer alles wie gewohnt vorfinden will, bekommt Anpassungsschwierigkeiten. ⁶ 

1.7.1 Literaturempfehlungen: 

- Raymond Franz: Auf der Suche nach christlicher Freiheit;  Bruderdienst Missionsverlag
-  Frank Viola/George Barna: Heidnisches Christentum? - Über die Hintergründe mancher unserer vermeintlich biblischen Gemeindetraditionen;  Glory World Medien
- Frank Viola: Ur-Christen;  Glory World Medien
- Robert Banks: Sie trafen sich in den Häusern;  Amt für Missionarische Dienste *
- Ralph Shallis: Lebendige Zellen; CLV *
- Sören Kierkegaard: Tatort Christenheit;  CLV *
- Ray C. Stedman: Das Wunderwerk Gottes;  Verlag H. Schulte *
- Wolfgang Simson: Häuser, die die Welt verändern;  C+P Verlag
- Wolfgang Lindemeyer: Ist die Hausgemeinde die Untergrundgemeinde der Zukunft?
-  John White: Die goldene Kuh - Materialismus i.d. Gemeinde Jesu im 20.Jhd.;  Telos *
-  E.H. Broadbent: 2000 Jahre Gemeinde Jesu; CV Dillenburg *
-  Rudolf H. Edenharder: Der Zehnte in der Bibel und in Freikirchen - Dogma, Tabu und die Folgen;  Glory World Medien
Mit * gekennzeichnete Bücher sind nur noch (evtl.) in Antiquariaten zu finden. Jede Literatur sollte betend und prüfend gelesen werden, ob sie biblischen Aussagen entspricht.

1.7.2  Internetadressen: 

- Christliche-Hauskreisgemeinde.de
- Haus-Gemeinde.de
- ptmin.org 

 

1.8 Quellenhinweise: 

¹ F. Viola/G. Barna: Heidnisches Christentum? , S. 258
 Leseprobe: http://www.gloryworld.de/pdf/Leseprobe%20Viola_Barna%20Heidnisches %20Christentum%205-31.pdf 

² Warum Hausgemeinden? - Flyerversion, S. 2;http://haus-gemeinde.de

³ s. R. H. Edenharder: Der Zehnte i.d. Bibel und in Freikirchen; Leseprobe: http://www.gloryworld.de/pdf/Leseprobe%20Edenharder%20-%20Der%20Zehnte%20final.pdf

  R. Helsper: Christ u.Zehnter; s. http://christliche-hauskreisgemeinde.de  →Aufklärung 

F. Viola/G. Barna: Heidnisches Christentum? , S. 242   

⁵ Anm.: "Der geistliche Unterschied: In den langen Jahrhunderten der Geschichte seit dem ersten Pfingsten (Apg 2) gab es keine einzige Gemeinde, die je perfekt gewesen wäre. Ein Seelsorger sagte mir einmal: "Es menschelt überall." So wird es auch garantiert in der Hausgemeinde sein. Es wird immer Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten geben. Die Frage ist nur, wie wir damit und miteinander umgehen!  In den Gemeinden die ich bisher kennengelernt habe, habe ich Vereinsmeierei, Machtmissbrauch, Lügen, Intrigen, Neid, Missgunst und viele andere Dinge erlebt, die nichts mehr mit einer lebendigen Gemeinde zu tun hatten. In einer Hausgemeinde sollte ein Unterschied hierzu erkennbar sein. Quelle: W. Lindemeyer: Ist die Hausgemeinde die Untergrundgemeinde der Zukunft? , S. 39 

⁶ „Es stimmt, bei dem Alten gab es so vieles, was die Sinne ansprach - das Sehen und Hören und Fühlen-, ..... Die Großartigkeit und Schönheit des Tempels; die Zahl der in ihm Tätigen; die Festgewänder und Verrichtungen der Priester und Leviten, wenn sie als Mittler für das Volk vor Gott und seinen Altar traten; der Klang des Chorgesangs der Leviten; das Gefühl, an einen Ort zu gehen, wo man Gottes Gegenwart für besonders deutlich hielt und wo man daher Gemeinschaft mit Ihm durch sichtbare, fühlbare Opfer hatte, wohin man mit Tausenden anderer dreimal im Jahr zu geheiligten Festen ging: Von diesen Dingen gab es im neuen christlichen Glauben buchstäblich nichts. (K = im Original)
Quelle: Raymond Franz: Auf der Suche nach christlicher Freiheit, S. 594 

⁷ F. Viola/G. Barna: Heidnisches Christentum? , S. 25  (s. unter Abschließende Bemerkungen, letzter Punkt) 

 

1.9 Abschließende Bemerkungen: 

- Bibelstellen sind, wenn nicht anders angegeben, der Schlachter 2000 Übersetzung entnommen.
-  Dieser Artikel hat in keinster Weise den Zweck, Pastoren und andere leitende Personen i.d. Christenheit persönlich anzugreifen oder respektlos zu behandeln!  Ein nicht unerheblicher Teil von ihnen lehrt biblische Wahrheiten, übernimmt Verantwortung und übt charakterlich Vorbildfunktion aus-trotz unbiblischer Gemeindestrukturen!  Sinn und Zweck liegen darin begründet, zu versuchen, neutestamentliche Strukturen der Versammlung Jesu herauszustellen. Danach zu leben, kostete nicht wenigen Christen aller Zeitalter das Leben. Begegnen wir doch einander nicht mit Militär und Polizeiwaffen oder Machtgebahren, sondern mit sachlichen Argumenten.
-  Dieser Artikel soll lediglich als (komprimierte) Einführung zum Thema „Versammlung Jesu“  dienen. Fachliteratur ,das Lesen der Bibel und persönliches Gebet zum Herrn werden jeden ehrlich Suchenden weiterführen.
- “Der Vorschlag, „heilige Praktiken“ zu ändern, wird Ketzerrufe aus allen Richtungen nach sich ziehen. Ein derartiger Protest ist nicht ungewöhnlich, vor allem weil die Menschen nur wenig über die wahren Grundlagen ihres Glaubens Bescheid wissen.“ ⁷

 

2. Schlußzitat: 

"Der Geist in uns macht die Entscheidungsfindung durch Konsens zu einer praktischen Realität und einem fruchtbaren Zeugnis des unteilbaren Lebens Christi. Das Zeugnis eines Schreibers (Gemeindebruder von Georg Müller; Anm.:RH) ist hier sehr erhellend:
Als jemand, der seit 60 Jahren mit der Gemeinde (Bethesdagemeinde in Bristol) verbunden ist, kann ich gern bezeugen: Ich glaube fest daran, dass einfacher Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes in dieser Frage der Hauptgrund für den bemerkenswerten ununterbrochenen Frieden und die Harmonie ist, die unsere Gemeinde durch die Güte Gottes all diese Jahre ausgezeichnet hat. Nach den Gründen muss man nicht lange suchen. Der Plan, darauf zu warten, bis der Heilige Geist, der in uns lebt, alle zur Einheit in einer Sache gebracht hat, bewirkt, dass Jesus Christus seinen angemessenen Platz als der eine Herr und Meister seines Hauses erhält und er bringt uns Geschwister zu unserem angemessenen Platz der Demut, Abhängigkeit und Unterordnung. (The Churches of God)" 
Quelle: Frank Viola: Alte Schläuche neu durchdacht, S. 105  (E-Book als pdf Datei) 

 

Weder Diktatur noch Demokratie dürfen unsere Versammlungen leiten, sondern der Herr durch seinen Geist (vgl. Sach 4, 4-6;Mt 18, 19-21; Joh 3, 8).
Sein Wort ist Wahrheit; Jesus Christus ist die Wahrheit und das Wort! ( Ps 119, 160; Joh 1, 14.17; 4, 24)

 

Boot_gr (Small)

Foto: RH

Ralf Helsper

pdf128
[Home] [Über uns/ Impressum] [Wie werde ich Christ] [Biblisches] [Links/Software] [Buch Tipp] [Hauskr./Gemeinden] [Aufklärung] [Infos + Meldungen]