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Wie Gott durch einen Gideon mein Leben veränderte
Von Thorsten Brenscheidt, Uhldingen

Es ist Donnerstag, der 24. Januar 1980. Ich bin 10 Jahre alt und besuche die 5. Klasse der Anne-Frank- Realschule im Schulzentrum Bochum-Gerthe. Mit Frau Stempel haben wir eine fromme Religionslehrerin. Wahrscheinlich ist sie der erste und einzige Mensch, den ich kenne, der mit Gott etwas anfangen kann. Meine Eltern, Verwandten, Nachbarn und Freunde haben mir nie etwas von einem persönlichen Gott erzählt. Ich hatte von nichts eine Ahnung. In der Grundschule sollten wir mal Jesus in der Krippe malen – hatte ich nie von gehört. Dann fielen einmal die Namen Kain und Abel – kannte ich auch nicht. Ich wußte nichts von Gott oder biblischen Geschichten. Kirchen kannte ich nur von außen. Am Heiligabend gingen wir nicht in den Gottesdienst, sondern ins Kino. Bescherung, Weihnachten und Ostern gab es schon, aber alles ohne biblische Bezüge. Bei meiner Oma erzählte meine Cousine, die ein halbes Jahr jünger ist, am Ostersonntag 1979 glaube ich, dass Jesus auferstanden sei. Deshalb feiern wir Ostern. Ich konnte damit nichts anfangen und mir auch gar nichts darunter vorstellen, schon gar nicht, dass das mit mir persönlich zu tun haben könnte.
Dann kam der besagte 24. Januar 1980. Ich ahnte nicht, dass dieser Tag mein Leben für immer verändern wird, dass dieser Tag Ewigkeitswert hat, dass dieser Tag von Gott geführt ist. Für den heutigen Religionsunterricht hat die Lehrerin einen Gast eingeladen, einen Mitarbeiter des Gideonbundes. Der Mann ist schon etwas älter. Ihm gelingt es, die Aufmerksamkeit von über 20 Zehn- bis Elfjährigen zu gewinnen. Er wirkt überzeugend in seinem Worten. Die ganze Zeit hält er ein kleines grünes Buch in der Hand: Ein Neues Testament mit Psalmen und Sprüchen. Viele von meinen Mitschülern merken: Der Mann meint es wirklich ernst mit dem, was er sagt. Er wirbt nicht für den VfL Bochum oder einen Briefmarkenverein. Da ist mehr dahinter. Das kommt aus der Tiefe seines Herzens. Seine Überzeugungskraft packt mich auch irgendwie. Warum eigentlich? Seine Worte wirken erst einmal wie von einem anderen Planeten, total fremd und noch nie so oder auch ähnlich gehört. Vielleicht ist es das?! Jahre später weiß ich, dass hier der Heilige Geist wirkte und mir durch diesen Gideon-Mitarbeiter Gott vorstellte – zum ersten Mal in meinem Leben. Solche Worte, die zum einen so fremd und zum anderen aber so einladend klingen, vergesse ich mein ganzes Leben nicht mehr. „Dieses Neue Testament ist ein Liebesbrief von Gott.“, erklärte er. Wie ist so etwas möglich, fragte ich mich. Dass Gott, der mich geschaffen hat, mich auch persönlich liebt und mit mir leben will ... zu schön, um wahr zu sein.
Nachdem der Mann das Evangelium erklärt hat, bietet er dieses kleine grüne Buch an. Es sei die Heilige Schrift, wir sollten sie auf unserem Schreibtisch immer vor uns sehen und täglich darin lesen. Dieses Buch scheint wirklich kostbar zu sein. Er bittet uns Schüler um Handzeichen, wer ein Buch haben möchte. Die meisten Hände gehen hoch, meine Hand natürlich auch. Wenige Mitschüler bleiben stur. Ich bekomme ein Neues Testament gereicht und weiß also: Das ist Gottes Liebesbrief für mich persönlich.
Zu Hause angekommen erzähle ich meiner Mutter kurz davon und lege die Gideon-Bibel auf meinen Schreibtisch. Abends schreibe ich immer in mein Tagebuch – so auch heute. Es ist sowieso ein besonderer Tag. Mein Vater hat Geburtstag, ist als Monteur aber in Russland. Doch meine lieben Großeltern kommen zu Besuch. Und nicht nur die, auch Gott kam zu Besuch – durch einen Mitarbeiter der Gideons. Ich schreibe in mein Tagebuch: „Liebesbrief vom lieben Gott bekommen!“ Ein Satz mit Ausrufezeichen (siehe Foto). Von diesem Tag an lese ich täglich im Neuen Testament. Ich fange vorne an bei Matthäus, Tag für Tag, verstehe aber fast nichts davon. Einen Monat später, am 24. Februar, steht in meinem Tagebuch: „Bei der Bibel auf Seite 50“. Am 19. April heißt es: „87 Tage habe ich die Bibel!“ Fortan trage ich immer wieder den Durchschnitt meines Leseverhaltens ein. Ich komme im Schnitt auf knapp zwei Seiten pro Tag. Am 14. August schreibe ich in mein Tagebuch: „Bibel: 392 : 204 = 1,92“, das heißt, ich habe in 204 Tagen 392 Seiten in der Gideon-Bibel gelesen. Das klingt vielleicht komisch, aber ich habe von klein auf ein Faible für Mathematik. In der Bibel habe ich meistens nichts verstanden, aber immer weiter gelesen. Warum? Weil die Worte vom 24. Januar mir nachgingen.
Meine Religionslehrerin wurde gegen eine viel liberalere ausgetauscht. Und auch sonst hatte ich keinen Ansprechpartner oder irgendjemanden, den ich in Sachen Bibel mal was hätte fragen können. Die Jahre vergingen und erst mit 16 Jahren lernte ich entschiedene Christen kennen. Ich ging nun regelmäßig in den Jugendbund für entschiedenes Christentum. Mit einigen aus diesem wirklich erwecklichen Kreis ging es Anfang 1988 für eine Woche zur Minibibelschule am Bodenseehof. Jahrelang war ich ein christlicher Mitläufer, jahrelang las ich regelmäßig in der Bibel, betete auch schon mal und hielt sogar eine Stunde im Schülerbibelkreis. Aber ich war kein Christ. Das änderte sich durch den herausfordernden Bibelschulunterricht am Bodenseehof. Wieder zu Hause in Bochum angekommen übergab ich am Abend des 10. April 1988 mein Leben dem Herrn Jesus Christus. Ich bekannte ihm meine Schuld und wollte künftig mit ihm leben, ihm alles anvertrauen, ihm gehorsam nachfolgen. Es war ein langer Weg mit der Gideon-Bibel. Es hat über acht Jahre gedauert. Vielleicht weil ich in den ersten Jahren keine Begleitung oder Ansprechpartner hatte. Es hätte schneller gehen können. Aber die Zeit war dennoch nicht vergebens. Ich durfte in all den Jahren persönlich viel lernen und bin Gott sehr dankbar für die ganze Entwicklung. So war halt mein Weg. Den Eintrag meiner persönlichen Entscheidung für den Herrn Jesus konnte ich in die Gideon-Bibel nun machen. Ich hatte inzwischen eine schönere, braune Ausgabe und die alte grüne meinem Vater geschenkt. Heute, 33 Jahre später, darf ich hauptamtlich in einem christlichen Werk am Bodensee mitarbeiten. Daneben bleibt Zeit für Verkündigungs- und Vortragsdienste und dem Schreiben von theologischen Aufsätzen, Büchern und auch diesem Zeugnis hier. Ich habe ein vielleicht ungewöhnliches Hobby, die lateinische Sprache. Ein lateinischer Satz ist seit Jahren mein Lebensmotto, mit dem ich dieses Zeugnis abschließen möchte:
Soli Deo Gloria! Gott allein die Ehre!
 

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Abdruck, Veröffentlichung jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors. Thorsten Brenscheidt, Tüfinger Str. 3, D-88690 Uhldingen, info@brenscheidt.eu

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