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Leseprobe aus: DER RÖMERBRIEF

Seite 206 - 210                                                            Lektion 8: Römer 4,1-25

E. Thema: Zum angeblichen Widerspruch zwischen Jakobus und Paulus

Wie erklärt sich der scheinbare Widerspruch zwischen dem Jakobusbrief und den Paulusbriefen? Werden wir nun ohne oder mit Werken errettet? Ausgangspunkt für den berühmten Streit ist Jak. 2,14-26: “Was nützt es, meine Geschwister, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn erretten? Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester dürftig gekleidet ist und der täglichen Nahrung entbehrt, aber jemand unter euch spricht zu ihnen: “Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!” - ihr gebt ihnen aber nicht das für den Leib Notwendige, was nützt es? So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot. Es wird aber jemand sagen: “Du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen”. Du glaubst, dass [nur] einer Gott ist? Du tust recht: auch die Dämonen glauben und zittern. Willst du aber erkennen, o eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist? Ist nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtgesprochen worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf den Opferaltar legte? Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammen wirkte und der Glaube aus den Werken vollendet wurde. Und die Schrift wurde erfüllt, welche sagt: “Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet” [1Mose 15,6] und er wurde “Freund Gottes” [2Chr 20,7; Jes 41,8] genannt. Ihr seht (also), dass ein Mensch [auch] aus Werken gerechtgesprochen wird und nicht aus Glauben allein. Ist aber nicht ebenso auch Rahab, die Hure, aus Werken gerechtgesprochen worden, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Weg hinausließ? Denn wie der Leib ohne geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.”

a. Das Problem

Die Warnung vor dem Glauben ohne Werke im Brief des Jakobus (Jak 2,14-26) steht für viele im Widerspruch zur paulinischen Aussage, dass wir nicht durch Werke, sondern durch Glauben gerettet werden. Kein Geringerer als der Reformator Martin Luther wollte deswegen den Jakobusbrief als “stroherne Epistel” ganz aus dem biblischen Kanon streichen, auch wenn er im Alter vorsichtiger wurde. Müssen wir uns also zwischen Jakobus und Paulus entscheiden?

Nein, denn der Widerspruch ist bei genauerem Hinsehen nur ein scheinbarer. Angesichts des “Dogmas” vom Widerspruch zwischen Paulus und Jakobus traut man sich kaum noch, eine solche Aussagen beider um der Harmonie willen zu verbiegen.

Nun glaube ich allerdings, dass die Bibel von Menschen mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Stil, ihrem Wortschatz und in ihrer geschichtlichen Situation geschrieben wurde. Gott ließ sein Wort in der Geschichte und durch Menschen entstehen. In 2Petr 3,15-16 weist etwa Petrus auf den völlig unterschiedlichen Stil von Paulus hin und bekräftigt im gleichen Atemzug, dass die Paulusbriefe göttlich inspiriert sind und nicht verdreht werden dürfen. Aber man kann solche Unterschiede nicht nur durch falsch verstandene Harmonisierungsversuche überspielen, sondern auch durch eine Sucht, Widersprüche und Unterschiede aufzudecken, Probleme übersteigern und fälschlich auf den dogmatischen Bereich zu übertragen.

b. Werke des Gesetzes und Werke des Glaubens

Der Schlüssel zum Verständnis liegt im Begriff “Werke” (griech, “ergon”) selbst. Das griechische Wort bedeutet einfach “Arbeit”, “Tun”, “Handeln” oder “Werk” (letzteres auch als Ergebnis der Arbeit). Es kann in ganz verschiedenen Zusammenhängen verwendet werden. Im Johannesevangelium meint es vorwiegend die “Werke des Vaters”, die Jesus tut (z.B. Joh 14,10; vgl. Hebr 1,10) und die guten und bösen Werke der Menschen (z.B. Joh 3,19; 7,7) bezeichnen. Uns interessieren jedoch nur die Beispiele, in denen die “Werke” in Zusammenhang mit dem “Glauben” gebracht werden.

Der Schlüssel liegt nun darin, dass man zwischen 1) den (falschen) “Werken”, aus denen der Glaube kommt 2) und den (guten) “Werken” die aus dem Glauben kommen, unterscheidet.

Im ersten Fall kommt der Glaube aus den Werken beziehungsweise ist der “Glaube” selbst ein Werk (Stichwort “Werkgerechtigkeit”), im zweiten Fall sind die Werke eine Folge des Glaubens (Stichwort “Glaubensgerechtigkeit”).

Im ersten Fall geht es also um die Werke dessen, der noch nicht glaubt, im zweiten all um die guten Werke des Glaubenden.

Man kann zur Unterscheidung auch die Zusätze verwenden, die Paulus gelegentlich benutzt: “Werk des Gesetzes” (=”Gesetzeswerke”) und “Werke des Glaubens” (=Glaubenswerk”).

c.   Werke des Gesetzes

Die erste, “negative” Bedeutung von “Werk” verwendet Paulus häufig, etwa in Röm 4,2+6; 9,11+32: Eph 2,9; 2Tim 1,9; Tit 3,5. Oft unterstreicht er sie mit dem Zusatz “Werk des Gesetzes” (oder “Gesetzeswerk”): Röm 3,20+28; Gal 2,16 (3mal), Gal 3,2+10. Außerhalb der paulinischen Briefe findet sich diese Bedeutung noch ähnlich im Hebräerbrief, in dem von “toten Werken” (Hebr 6,1; 9,14) die Rede ist.

d.   Werke des Glaubens

Die zweite, “positive” Bedeutung des Begriffes “Werk” finden wir zunächst im Jakobusbrief (Jak 2,24+25+26), Sie findet sich aber, was meist übersehen wird, in weiteren nichtpaulinischen Schriften des Neuen Testamentes und ist auch bei Paulus wesentlich häufiger als die erste Bedeutung zu finden!

Paulus kann sie entgegen den”Werken des Gesetzes” mit dem Zusatz “Werke des Glaubens” versehen: 1Thess 1,3; 2Thess 1,11.

Es gibt sogar zwei paulinische Stellen, in denen beide Bedeutungen nebeneinander vorkommen, nämlich in Tit 3,1+5+8 (V.1+8: Aufforderung zu “guten Werken”; V.5: “nicht aus Werken” errettet) und in Eph 2,8-10: “Denn aus Gnade seid ihr errettet, nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Geschöpfe, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen”. Die Aussage, dass wir nicht aus unseren Werken, also aus eigener Leistung, errettet werden können, steht hier in völligem Einklang mit der Tatsache, dass wir zu guten Werken geschaffen wurden.

In Apg 26,20 sagt Paulus:”..Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren, indem sie der Buße würdige Werke vollbrächten”. Er greift damit wie Jakobus nur auf, was Jesus schon über die guten Werke der Gläubigen in Joh 14,12 sagte: “Wer an mich glaubt, wird auch die Werke tun, die ich tue....” (vgl. Joh 3,20-21; 8,39; Offb 2,19).

Die Ausdrücke “gute Werke” oder “schöne Werke” werden häufig auf das Leben von bereits gläubigen Christen bezogen:
bei Paulus: Röm 13,3; 2Kor 9,8; Eph 2,10; Phil 1,6; Kol 1,10; 2Thess 2,17; 1Tim 2,10; 5,9+10; 6,18; 2Tim 2,21; 3,17; Tit 2,7+14; 3,1+8+14;
 bei anderen: Mt 5,16; 26,10 = Mk 14,6; Apg 9,36; Hebr 10,24; Jak 3,13; 1Petr 2,12.

Diese “guten Werke” werden bisweilen konkret beschrieben, wobei meist Werke der Nächstenliebe gemeint sind, die ja auch bei Jakobus konkret angesprochen werden:
 bei Paulus: 1Tim 5,10; 6,18; Tit 3,14;
 bei anderen: Hebr 6,10; 1joh 3,17-18; Jak 2,14-26.

Paulus kann diese Werke auch mit dem Begriff “Frucht” beschreiben. Weil Paulus in Gal 5,19-22  den “Werken des Fleisches” die “Frucht des Geistes” gegenüberstellt, hat man oft vorschnell gefolgert, dass “Frucht” immer positiv, “Werke” dagegen immer negativ zu verstehen sei. “Frucht” kann aber auch die böse Frucht der Sünde bezeichnen (z.B. Röm 6,21), während die Früchte des Glaubens auch als Werke bezeichnet werden können. Nach Kol 1,10 sollen deswegen Christen “fruchtbringend in jedem guten Werk” sein und nach Tit 3,14 “sich guter Werke befleißigen, damit sie nicht unfruchtbar sind”.

Zuletzt kann Jesus den Glauben selbst als Werk bezeichnen, allerdings in bewußter Korrektur einer Frage des Volkes: “Was müssen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken?” (Joh 6,28): “Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6,29)

Wer gute “Werke” ablehnt, muß eigentlich jedes Tun der Christen ablehnen, denn das Wort bedeutet ja nur “Tun”. Sollen Christen böse Werke tun, damit sie bloß keine guten Werke tun? Oder sollen sie nicht vielleicht die bösen Werke und ihren Stolz und ihre Einbildung auf ihre eigenen Werke lassen und stattdessen von Gott gewirkte und gewollte gute Werke tun? .............usw.

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