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Meldungen aus 2011

Hamburger Sekten-Expertin warnt vor Nena und Fliege 

   Aus ihrer Genugtuung darüber, dass der Innensenator Michael Neumann (SPD) sie bei ihrer Buchvorstellung im Rathaus begleitete, machte Ursula Caberta keinen Hehl. Schließlich war sie bei seinem CDU-Vorgänger Christoph Ahlhaus nicht wohl gelitten. Der schloss voriges Jahr die Arbeitsgruppe Scientology, deren Leiterin Caberta fast 18 Jahre war. Und nun präsentierte Neumann das „Schwarzbuch Esoterik" der Sekten-Expertin und fand dabei warme Worte. Er wolle mit seiner Anwesenheit Cabertas Arbeit wieder ins rechte Licht rücken. Und die dankte es ihm mit Ãœberschwang: ,,Ich habe wieder einen tollen Senator, nach dieser Durststrecke mit Ahlhaus." Das waren dann aber auch die letzten netten Worte, die Caberta in der folgenden Dreiviertelstunde über jemanden verlieren sollte. Was folgte, war eine Abrechnung mit dem Esoterik-Markt. Sie warnte vor einer Zunahme esoterischer Praktiken und gefährlicher Heilslehren. Auch christlicher Fundamentalismus und politischer Irrationalismus würden zu einer Bedrohung der Demokratie werden. Nachdem Caberta bereits den
TV-Pfarrer Jürgen Fliege ins Visier genommen hatte, der wie berichtet mit obskuren Essenzen und Raumtrocknern Geschäfte machen soll, ging Caberta weitere Prominente wie Moderator Hape Kerkeling und Sängerin Nena an. Zwar sei Nena kein Mitglied einer Sekte oder einer Esoterik-Gruppe. Dennoch trage ihr Umgang mit der vermeintlichen Heilslehre bei, dass sich Menschen dafür interessierten.
   So hatte die Sängerin 2009 in der „Süddeutschen Zeitung" bekannt: „Ich bin ein Osho-Fan. Vor zwei, drei Jahren hab ich ihn für mich entdeckt." Osho - so nannte sich der Sektenführer Bhagwan. In ihrem Buch kritisiert Caberta die Musikerin: „Sie ist sympathisch und aufgeschlossen und - sehr bekannt. Das bedeutet nichts, anderes als eine gute Werbung für ein individuelles spirituel­les Leben." Die Esoterik-Szene dürfe sich freuen. Besser könne es für sie nicht laufen. „Nena geistert durch die spirituelle Landschaft. Sie ist das Aushängeschild der Esoterik-Anbieter."

Der EKD-Ratsvorsitzende wolle auf einem Esoterik-Kongressauftreten
   Auch mit Kerkeling, über den Caberta sagt, dass sie ihn als Moderator schätze, rechnete sie ab. Im Zusammenhang mit seinem Jakobsweg-Bestseller stellte sich dieser als „Buddhist mit christlichem Ãœberbau" dar. „Wer so etwas sagt, weiß wahrscheinlich nicht, wie viele Opfer er damit produziert."
   Esoterik-Ideologien hält Caberta insgesamt für menschenverachtend. Im Extremfall führten diese zu Kindesmissbrauch, Anleitung zum Suizid oder gar zu Morden. „Es gab schon immer Geister, die spirituell herumfliegen", so Caberta. Doch in den vergangenen 20 Jahren habe sich die Szene massiv verändert. Es gebe Schätzungen, nach de­nen die Branche in Deutschland 20 Milliarden Euro im Jahr umsetzt. Vor sechs Jahren seien es noch sechs Milliarden Euro gewesen. Die Zahl der Anhänger soll 100 000 betragen. Gründe für den Boom seien Orientierungslosigkeit, Angst vor der Zukunft oder der Wunsch nach Veränderung im Leben.
   Den Anbietern von Esoterik-Angeboten gehe es aber nicht nur um Geld. „Zunehmend fundamentalistisch ausgelegte Botschaften und eine Sehnsucht nach schnellen Lösungen für die privaten oder politischen Probleme können den demokratischen Frieden empfindlich bedrohen", sagte Caberta. In diesem Zusammenhang kritisierte sie auch die Kirchen, sich nicht von diesem Fun­damentalismus abzugrenzen. So dürften etwa Vertreter der Szenen auf Evangelistischen kirchentagen sprechen.
   Gleichzeitig monierte Caberta, dass Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), offenbar auf einem Esoterik-Kongress von Jürgen Fliege auftreten wolle. Tatsächlich ist er im Programm des Treffens aufgelistet. Ein EKD - Sprecher bestätigte, dass Schneider eingeladen worden sei, er aber den Termin abgesagt habe. Wann und warum er das tat, dazu sagte der Sprecher nichts. Schneider sei derzeit im Urlaub.
   Innensenator Michael Neumann sagte, dass nun eine öffentliche Diskussion beginnen werde und die Politik darauf reagieren müsse. Es sei gut möglich, dass es zu entsprechenden Gesetzesvorschlägen kommen könne. Zwar teile er nicht jede von Cabertas Thesen. Aber im Hinblick auf die von ihr angestoßene Fundamentalismus-Debatte in der evangelischen Kirche ergänzte er. „Ich bin mir sicher, dass sich die EKD demnächst bei mir melden wird."

 Die Diplom Volkswirtin Ursula Caberta
 hat von 1992 bis 2010 die Arbeitsgruppe
 Scientology in der Innenbehörde geleitet.
 Die Einrichtung wurde aus Spargründen
 geschlossen. Seit Januar 2011 ist Caberta
 Ministerialreferentin für neureligiöse,
 ideologische Gemeinschaften und
 Psychogruppen. Ihr Schwarzbuch Esoterik
 erscheint im Gütersloher Verlagshaus
 (17,99 Euro.)                                                                         

                                                       Hamburger Abendblatt vom 10.08.2011 SASCHA BALASKO

 

Jürgen Fliege, 64, hat seine „Fliege-Essenz" verteidigt. „Ich lege meine Hände auf die Maschine, in der die Essenz hergestellt wird", sagte Fliege „Bild am Sonntag". Dann spreche er das Vaterunser und biblische Worte aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 13. „Wahrscheinlich ist der Mensch, der diese Essenz kauft, einsam", sagte er. Wenn er sie dreimal am Tag nehme und dabei sage „Ich liebe, ich glaube, ich will zuversichtlich sein", dann sei das „wie Meditation, wie Selbsthypnose". Meditation und Handauflegen seien "eine uralte christliche Tradition", so Fliege. „Jesus wurde auch als Heiler und Handaufleger bekannt« Sektenexpertin Ursula Caberta hatte die „Fliege-Essenz" kritisiert, die für 99,95 Euro angeboten wird.

                                                       Hamburger Abendblatt vom 15.08.2011

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