hauskreis4

Sonnenuntergang1

 


Leseprobe aus: Wenn die Show das Wort erschlägt

Inhalt
1. Tanz und Theater sind der Trend
2. Kultur in der frühen Kirchengeschichte
3. Reformation und Erweckungsbewegungen
4. Tanz in der Bibel
5. Theater in der Bibel
6. Was lernen wir aus den Fakten?
7. Der bessere Weg: zurück zur Predigt!
8. Lasst die Posaune erschallen!
Nachwort des deutschen Herausgebers

Vorwort

Dieser Beitrag zur Debatte der Evangelikalen über Tanz und Theater entstammt einer besonderen gemeindlichen Situation. In unserer Gemeinde nahmen wir die Apostelgeschichte durch, um uns mit unserem Auftrag zur Evangelisation zu befassen. Dabei mussten auch verschiedene Evangelisations-methoden diskutiert werden. Da wir eine lebendige Jugendgruppe haben, die hier am Ort evangelistisch aktiv ist, und einen Vollzeit-Evangelisten, der uns unablässig motiviert, jede evangelistische Gelegenheit zu ergreifen, hielten wir es für richtig, keine denkbare Möglichkeit außer Acht zu lassen.
   Als ich mich mit diesem Thema zu beschäftigen begann, verdeutlichten mir Gläubige aus anderen Gemeinden, dass dieser Themenkomplex eine gründliche Analyse und Ausarbeitung erfordert. Vielleicht wird nicht jeder meinen Schlussfolgerungen zustimmen, aber ich kann sie jedenfalls als Ergebnis einer sorgfältigen und so weit wie möglich unvoreingenommenen Untersuchung und Diskussion anbieten. Ich schulde vielen Gläubigen in und außerhalb unserer Gemeinde Dank, die mit mir diskutiert, mich beraten und mich korrigiert haben. Einige von ihnen sind Profis auf den Gebieten von Tanz und Theater.
   Den Hintergrund einer praktischen Gemeindearbeit mit vielfältiger evangelistischer Aktivität sollte man bei diesem Buch im Auge behalten. Es ist keine theoretische Abhandlung, die in einem bequemen Sessel entstanden ist!
   Obwohl der Autor für jedes Detail dieses Buches allein verantwortlich ist, kann ich sagen, dass die Schlussfolgerungen im Großen und Ganzen den Ãœberzeugungen der Gemeindeglieder und -leiter meiner Heimatgemeinde entsprechen, insbesondere derer, die direkt an vorderster Front in der Evangelisation kämpfen. Wir hoffen und beten, dass dieses Buch ein nützlicher Beitrag zur Debatte über Evangelisation und Darbietungskunst sein möge.

 Brian H. Edwards
 Hook Evangelical Church, Surbiton, Surrey (bei London)  

Tanz und Theater sind der Trend

Die charismatische Erneuerungsbewegung hat sich auf die heutige Christenheit unbestreitbar weitreichend ausgewirkt. Manche Auswirkungen waren anregend, herausfordernd und erfreulich positiv, andere engstirnig, spalterisch und bedauerlich negativ. Diese Bewegung hat die Christenheit in zwei Lager geteilt – pro und kontra charismatisch. Oft wurden heftige Vorwürfe erhoben und Gegenschläge ausgeteilt. Zu welcher Seite wir uns auch zählen, laufen wir Gefahr, die ganze Opposition anhand der kleinen Minderheit bei uns am Ort zu bewerten. Ob charismatisch, nichtcharismatisch oder anti-charismatisch – viele von uns sind kurzsichtig. Es fällt uns so schwer, einige Schritte von unserer Tradition zurückzutreten und diese Bewegung objektiv einzuschätzen oder biblische Kriterien auf das »Gefühl im Bauch« anzuwenden, das uns für oder gegen etwas sein lässt.
   Wir können außerordentlich wankelmütig, hartherzig oder leichtgläubig sein. Wir schlucken die Argumente, die »unsere Seite « vorbringt, die wir aber verwerfen würden, wenn »die anderen« so argumentieren würden. Zurückzutreten und fair zu sein fällt uns besonders schwer. Wir haben alle unseren Standpunkt und dieser Ausgangspunkt unseres Denkens bestimmt fast immer, was bei unserer Beurteilung herauskommt. Niemand ist vorurteilsfrei. Wie könnten wir auch? Wir sind alle persönlich von Gewohnheiten und biblischen Ãœberzeugungen geprägt. Dafür brauchen wir uns nicht zu schämen. Man kann ehrlich und gerecht sein, auch wenn man mit Ãœberzeugungen »vorbelastet« ist.
   In keinem Teil dieses Buches soll die charismatische Bewegung als solche untersucht werden; das haben andere bereits ausführlich getan.1 Eines ist jedoch unbestreitbar, ob wir es wollen oder nicht: Die charismatische Erneuerung ist von einer gewissen Lebendigkeit und Lebhaftigkeit charakterisiert. Viele haben sich dieser Bewegung zugewandt, weil sie einen so deutlichen Kontrapunkt zur kalten Formalität der Kirche setzt und sich dadurch auch von einem Teil der Evangelikalen abhebt, die einst für ihre Lebendigkeit und Hingabe bekannt waren. In den Medien werden »evangelikal« und »charismatisch« heute oft gleichgesetzt, was nicht nur von der theologischen Unkenntnis des durchschnittlichen Journalisten zeugt, sondern auch belegt, dass die Evangelikalen traditionell für ihren Enthusiasmus bekannt waren. Neben dem Schwerpunkt auf Freude und deren Ausdrucksformen ist die charismatische Erneuerung von einer Reihe besonderer Begleiterscheinungen gekennzeichnet. Für unsere Belange interessieren uns davon nur zwei, nämlich Tanz und Theater.
   Anfang der 70er Jahre fanden sich Tanz und Theater bei bekennenden christlichen Kirchen nur unter solchen, die die wahre Heilsbotschaft über Bord geworfen hatten und die daher auch nicht mehr den Wert christlicher Gemeinschaft und die Notwendigkeit von Evangelisation kannten. Tanz wurde die gesellige Samstagabend-Beschäftigung der liberalen Ortsgemeinden und Theatergruppen waren einfach weitere Angebote im Kirchenprogramm, bei dem man je nach Lust und Laune mitmachen konnte. Für Evangelikale waren Tanz und Theater Kennzeichen von Kirchen, die vom Weg abgekommen waren und sich mit der ihnen wohlgesinnten Gesellschaft angefreundet hatten. Theater spielten Evangelikale höchstens mit den Kindern beim Sonntagsschulfest. Darüber hinaus war es tabu.
   Doch all das hat sich geändert. Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre machten sich die ersten Auswirkungen der charismatischen Bewegung auch auf den bis dahin verbotenen Gebieten Tanz und Theater breit. Seit dem sind diese beiden Aktivitäten auf dem stetigen Vormarsch ins Gemeindeleben. Anstatt dass sie als sicheres Zeichen für geistlichen Tod und liberale Theologie angesehen werden, gehen sie oft Hand in Hand mit dem Grundsatz der Bibeltreue und einem eifrigen Wunsch, Gott von Herzen und mit Freude anzubeten. Natürlich gibt es auch Trittbrettfahrer, die nicht wirklich dazugehören und nur fröhlich mitmachen, weil es Spaß macht, aber oft werden Tanz und Theater im Gottesdienst von solchen praktiziert, die Christus und sein Wort lieben und durch den Heiligen Geist von neuem geboren sind.
   1972 zog eine Gruppe der christlichen Folklore-Musiker »Fisherfolk « von Houston (Texas) nach Potters Green in England um und förderte dort ein erneuertes Interesse an Tanz und Theater unter Christen. Zwei Jahre später wurde die Firma Celebration Services International gegründet. Sie produzierte zwei populäre Liederbücher (Sound of Living Waters und Fresh Sounds), tourte mit Kleingruppen durch England und half den Gemeinden, Tanz und Theater in ihre Gottesdienste und evangelistischen Veranstaltungen zu integrieren. Die »Arts Centre Group« in London arbeitete seit Ende der 60er auf das selbe Ziel hin. Mit einer neuen Generation junger Leute, die sich entweder »aus der Welt« bekehrt oder einen toten Evangelikalismus verlassen hatten, gab es viele aufmerksame Interessierte, die bereit waren, neue Wege zu erkunden, wie man das Christentum lebendiger und herzerwärmender gestalten könnte. Als Zahlen und Interesse stiegen, gaben die evangelikalen Gemeinden entweder nach oder sie schotteten sich ab. In beiden Fällen dachten sie meistens nicht sorgfältig über die Sache nach.
   Andere hingegen setzten sich intensiv mit dem Thema auseinander. Einige Akademiker schrieben tiefschürfende Veröffentlichungenund auch allgemeinverständliche Bücher behandelten das Thema freimütig.  Aber im Allgemeinen wurde die Sache entweder mit offenen Armen akzeptiert oder mit verschlossenem Herzen abgelehnt. Wir wagen jedoch nicht, eine dieser beiden Positionen einzunehmen. Schließlich erwähnt die Bibel Tanz anscheinend im Zusammenhang mit Anbetung, und auch eine Art Theater kommt vielleicht in der Bibel vor. Deshalb dürfen wir diese Aktivitäten weder ignorieren noch sie ungeprüft übernehmen. Ein verächtliches Achselzucken oder ein euphorisches Umarmen mögen bequemer sein, sind aber keine weisen Reaktionen.
   Infolge dieses Einflusses von Tanz und Theater auf das Christentum haben sich einige »hohe klerikale Tiere« in den USA herabgelassen und die Initiative ergriffen. Auf der Synode der Reformierten Kirchen wurde 1982 folgender Entschluss gefasst:

   Die Synode verordnet, dass die christliche Gemeinschaft lernen soll, wie man der Erlösung
   entsprechend tanzt. Alte und junge, reife und jugendliche Christen sind aufgefordert, dem Tanz
   geradewegs in die Augen zu blicken und ihn zu erlösen.

   Die durch diese Verordnung ausgelöste Verwirrung ist verständlich, wenn wir bedenken, dass die Synode derselben Kirche 1928 eine völlig entgegengesetzte Ansicht verfasst und diese 1945 bestätigt hatte:

   Angesichts der rapide wachsenden Beliebtheit des Tanzens beider Geschlechter und dem
   niedrigen moralischen Zustands der heutigen Tänzer glauben wir, dass christliche Eltern und
   Lehrer und die christliche Kirche sogar den unschuldigsten Formen dieser Vergnügungsart
   skeptisch gegenüberstehen sollten. Der Folklore-Tanz und der Gesellschafts-Tanz werden
   so leicht zum Sprungbrett für den unmoralischen Tanz. Das Kind, dem man Tanzunterricht
   erlaubt, wird in der Regel nicht vor dem gemischtgeschlechtlichen Tanz Halt machen, auch
   wenn die Eltern dies fordern und erwarten und sagen: »Hier ist die Grenze!« Es hat den
   Gefahrenbereich betreten und kann seine Seele verlieren, weil die Eltern so sorglos waren!

   Das ist ein sehr typisches Beispiel für die Kehrtwenden, die heute so oft Verwirrung stiften. Ein Pastor einer Reformierten Gemeinde wollte wissen, welche Sünde als nächstes »erlöst« werden solle. Das wäre ein guter Kommentar, wenn tatsächlich jeder Tanz prinzipiell Sünde ist. Doch Gott ist es, der festlegt, was Sünde ist – und nicht die Reformierte Gemeinde oder sonst jemand.
   An dieser Stelle sollten wir zunächst einige Definitionen aufstellen. Verschiedene Menschen verstehen unter Tanz und Theater etwas ganz Unterschiedliches. Daher ist es hilfreich festzulegen, wie wir diese Begriffe in diesem Buch gebrauchen. Ich werde zwei weit gefasste Definitionen verwenden, die aus Quellen stammen, die keine eigennützigen Zwecke verfolgen. Dann werde ich die elementaren Inhalte aus jeder Definition ziehen und schließlich für beide Begriffe eine einfache Beschreibung anbieten. Als Leser müssen Sie die folgenden Seiten aufmerksam lesen, ansonsten werden Sie hinterher meinen, ich hätte etwas gesagt, was ich in Wirklichkeit nicht gesagt habe. Ich habe mir die Mühe gemacht und meine Definitionen mit Profis auf den Gebieten von Tanz und Theater besprochen. Diese Profis sind nicht für meine Schlussfolgerungen verantwortlich, aber sie haben mich sicherlich davor bewahrt, zu weit abzuirren.

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